13. Januar 2024 / Aktuelles aus Deutschland und der Welt

Verwandtschaftsnetze werden weltweit deutlich kleiner

Die Zeiten der Großfamilien sind in den meisten Ländern schon länger vorbei. Die Zahl der Verwandten schrumpft. Und das auch in Weltregionen, wo es heute noch große Familienstrukturen gibt.

Familien werden immer kleiner.

Die Zahl der Verwandten, die ein Mensch hat, wird in naher Zukunft voraussichtlich um mehr als 40 Prozent abnehmen. Eine 65-jährige Frau habe global betrachtet heute im Durchschnitt 45 lebende Verwandte. «Im Jahr 2095 wird eine gleichaltrige Frau im Durchschnitt nur noch 25 lebende Verwandte haben», berichteten die Forscher des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock. Der größte Rückgang werde dabei in Südamerika und der Karibik erwartet.

In Nordamerika und Europa, wo die Familien schon heute vergleichsweise klein seien, würden die Veränderungen weniger ausgeprägt sein, sagte der Leiter der Forschungsgruppe Ungleichheiten in Verwandtschaftsbeziehungen am MPIDR, Diego Alburez-Gutierrez. Er veröffentlichte die Studie kürzlich zusammen mit Ivan Williams von der Universität Buenos Aires und Hal Caswell von der Universität Amsterdam.

«In Deutschland konnte eine 65-Jährige im Jahr 2023 erwarten, durchschnittlich 15,8 lebenden Verwandte zu haben», so Alburez-Gutierrez. Nach der Projektion wird sie 2050 nur noch 15 und 2095 - statistisch gesehen - nur noch 14,1 Verwandte haben. In der Schweiz sinken die Zahlen von 18,7 (2023) auf 16,7 (2050) und 14,6 (2095). Betrachtet wurde insgesamt ein Zeitraum von 1950 bis 2100 in Fünf-Jahres-Intervallen.

Forscher sehen große gesellschaftliche Herausforderungen

Die Forscher werteten historische und prognostizierte Daten der Ausgabe 2022 der World Population Prospects der Vereinten Nationen für ihre Studie aus. Sie dokumentierten weltweit Unterschiede in der Familiengröße, die sie als Anzahl der lebenden Urgroßeltern, Großeltern, Eltern, Kinder, Enkel und Urenkel, Tanten und Onkel, Nichten und Neffen, Geschwister und Cousins definierten. Für jedes Land wurden 1000 Verwandtschaftsverläufe analysiert.

In der Region Südamerika/Karibik hatte 1950 eine 65-jährige Frau im Durchschnitt 56 lebende Verwandte. Im Jahr 2095 werden es den Angaben zufolge voraussichtlich nur noch 18,3 Verwandte sein - ein Rückgang um 67 Prozent. Durch die strukturellen Veränderungen in Familien würden Großeltern und Urgroßeltern wahrscheinlich in Zukunft in größerer Zahl zur Verfügung stehen. Während dies theoretisch dazu beitragen könnte, die Eltern bei der Kinderbetreuung zu entlasten, könnten diese (Ur-)Großeltern in der Realität aber auch pflegebedürftig werden.

Die Studie unterstreicht aus Sicht der Forscher die Notwendigkeit, in soziale Unterstützungssysteme zu investieren, die das Wohlergehen der Menschen in allen Lebensphasen gewährleisten. Alburez-Gutierrez: «Diese seismischen Verschiebungen in der Familienstruktur werden wichtige gesellschaftliche Herausforderungen mit sich bringen, die von politischen Entscheidungsträgern im globalen Norden und Süden berücksichtigt werden sollten.»


Bildnachweis: © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Nach Hotel-Einsturz stellt sich die Frage nach dem Warum
Aktuelles aus Deutschland und der Welt

In Kröv sind die Menschen nach dem Hotel-Einsturz fassungslos. Wie konnte es zu dem Unglück kommen? Die Ursachenforschung hat begonnen.

weiterlesen...
Sternschnuppen der Perseiden vor Maximum
Aktuelles aus Deutschland und der Welt

Spektakel am Nachthimmel: In den kommenden Tagen sind die jährlich wiederkommenden Sternschnuppen der Perseiden zu beobachten. Spielt das Wetter mit?

weiterlesen...
Höchste Alarmstufe wegen Mpox - was bedeutet das?
Aktuelles aus Deutschland und der Welt

Die WHO ruft wegen Mpox erneut die höchste Alarmstufe aus. Grund ist eine neue, wahrscheinlich gefährlichere Variante. Das Risiko für Ansteckungen in Europa ist derzeit aber noch sehr gering.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Einsatzkräfte hoffen auf Wetterwechsel am Brocken
Aktuelles aus Deutschland und der Welt

Im Harz lodert ein Brand in der Nähe des Brockens. Das Gebiet ist zerklüftet und schwer zugänglich. Aber es gibt positive Nachrichten.

weiterlesen...
Tote und Verletzte bei Flugzeugabstürzen in NRW und Hessen
Aktuelles aus Deutschland und der Welt

Bei insgesamt drei Abstürzen kommen drei Menschen ums Leben, zwei weitere werden schwer verletzt. In zwei Fällen stürzen die Kleinflugzeuge kurz nach dem Start ab. Die Unglücksursachen sind unklar.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Einsatzkräfte hoffen auf Wetterwechsel am Brocken
Aktuelles aus Deutschland und der Welt

Im Harz lodert ein Brand in der Nähe des Brockens. Das Gebiet ist zerklüftet und schwer zugänglich. Aber es gibt positive Nachrichten.

weiterlesen...
Tote und Verletzte bei Flugzeugabstürzen in NRW und Hessen
Aktuelles aus Deutschland und der Welt

Bei insgesamt drei Abstürzen kommen drei Menschen ums Leben, zwei weitere werden schwer verletzt. In zwei Fällen stürzen die Kleinflugzeuge kurz nach dem Start ab. Die Unglücksursachen sind unklar.

weiterlesen...