8. August 2024 / Aktuelles aus Deutschland und der Welt

Zweitheißester Juli seit Beginn der Aufzeichnungen

Monat für Monat wurde zuletzt ein weltweiter Temperaturrekord aufgestellt. Nun gibt es für Juli mal keinen neuen Höchstwert. Grund zur Entwarnung ist das aber nicht.

Diese Frau in der Elfenbeinküste schützt sich vor Hitze. Global gesehen war es im Juli wieder außergewöhnlich warm. (Archivbild)

Die globale Temperatur hat im abgelaufenen Juli den zweithöchsten jemals gemessenen Juli-Wert erreicht. Der Monat lag 1,48 Grad Celsius über dem geschätzten Juli-Durchschnitt für 1850 bis 1900, der vorindustriellen Referenzperiode, wie der Klimawandeldienst Copernicus der Europäischen Union mitteilte. Nur der Juli des vergangenen Jahres war noch wärmer.

Um die Temperatur zu ermitteln, werden Milliarden von Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen rund um den Globus zusammengerechnet. Die durchschnittliche Oberflächen-Lufttemperatur im Juli betrug demnach 16,91 Grad - nur 0,04 Grad weniger als die Rekordtemperatur aus dem vergangenen Jahr.

Ende der Rekordstrecke

Von Juni 2023 bis Juni 2024 hatte Copernicus jeden Monat einen neuen Höchstwert seit Beginn der Datenaufzeichnungen bekannt gegeben. Diese 13 Monate lange Rekordstrecke ist nun zu Ende gegangen - «aber nur um Haaresbreite», wie Copernicus-Vizedirektorin Samantha Burgess betonte.

«Der Gesamtzusammenhang hat sich nicht geändert, unser Klima erwärmt sich weiter», sagte sie. «Die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels haben schon lange vor 2023 begonnen und werden sich fortsetzen, bis die globalen Treibhausgasemissionen auf null gesunken sind.»

Forschende sehen die Klimakrise als treibenden Faktor für die Hitzerekorde. Die ausgestoßenen Treibhausgase sorgten dabei zum einen für global höhere Temperaturen, aber auch für immer intensiveres und häufigeres Extremwetter.

Im Pariser Klimaabkommen hatten sich die meisten Länder der Welt darauf verständigt, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu halten, möglichst sogar unter 1,5 Grad. Nun lagen zwölf aufeinander folgende Monate bei 1,5 Grad oder mehr, ehe nun der Juli knapp darunter rutschte. Trotzdem gilt das Ziel gemeinhin noch nicht als gerissen: Beim 1,5-Grad-Ziel geht es um die Durchschnittstemperatur über noch längere Zeiträume, nicht einzelne Monate oder Jahre.

Teils mehr als 50 Grad

Trotz des minimalen Rückgangs in Bezug auf den ganzen Monat wurden im Juli die wärmsten jemals gemessenen Tage verzeichnet: Am 22. und 23. Juli lagen die weltweiten Durchschnittstemperaturen bei 17,16 beziehungsweise 17,15 Grad. Da diese geringe Differenz innerhalb des Unsicherheitsfaktors der Daten liege, könne man nicht mit Sicherheit sagen, welcher Tag der wärmste jemals gewesen sei, schrieb Copernicus.

Ein besonders heißer Ort war im Juli auf jeden Fall das kalifornische Tal des Todes. Im Death Valley wurden Rekordtemperaturen gemessen: Die täglichen Höchstwerte dort lagen Anfang des Monats häufig über 50 Grad. Für zahlreiche Touristen bedeutete das sogar Lebensgefahr.

Zu den weltweiten Höchstwerten der vergangenen Monate könnte unter anderem das natürliche Wetterphänomen El Niño beigetragen haben. Es sorgt alle paar Jahre für einen Anstieg der Wassertemperaturen in Teilen des Pazifiks und höhere Lufttemperaturen. Derzeit entwickle sich wohl das Gegenstück La Niña, schrieb Copernicus.

Europa: im Nordwesten nicht so warm

In Europa überschritt die Durchschnittstemperatur im Juli den mittleren Wert für die Juli-Monate von 1991 bis 2020 um 1,49 Grad. Damit sei es der zweitwärmste Juli seit Beginn der Aufzeichnungen in Europa gewesen, hieß es. Während es in Nordwest-Europa eher durchschnittlich oder sogar kühler als sonst gewesen sei, verzeichnete der Süden und Osten Europas überdurchschnittliche Temperaturen. Im Norden Europas war es laut Copernicus im Juli auch nasser als sonst. In den baltischen Staaten kam es sogar zu Überschwemmungen. 

Einen Blick werfen die Klimawandel-Fachleute auch auf die Arktis. Dort verzeichneten sie im vergangenen Monat sieben Prozent weniger Eis als im Durchschnitt. Auch in der Antarktis fanden sie anhand der Satellitendaten weniger Eis, sogar elf Prozent weniger als im Schnitt. Das sei das zweitwenigste Juli-Eis seit Beginn der Aufzeichnungen 1979.


Bildnachweis: © Britta Pedersen/dpa
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